Golf und Natur
Flora und Fauna
Der Golfplatz Coesfeld nimmt auf 68 ha einen Bereich ein, der den Flurnamen „Flamscher Wiesen“ trägt. Die „Flamscher Wiesen“ liegen schwach eingetalt zwischen den Anhöhen der eiszeitlichen Dünenzüge und Flugsanddecken von „Hüns- und Monenberg“ im Norden und „Duenberg“ und „Horst“ im Süden der L581.
Mit der Intensivierung der Landwirtschaft ab Mitte des vorigen Jahrhunderts und durchgreifenden Flurbereinigungsmaßnahmen wurden die Flamscher Wiesen zusehends ausgeräumt, was eine Verarmung der Flora und Fauna zur Folge hatte. Durch die Anlage und Gestaltung des Golfplatzes sind viele strukturierende Landschaftselemente, wie Kleingewässer, Hecken, Kopfbäume, renaturierte Bachabschnitte oder Hochstaudensäume neu entstanden. Sie schaffen eine Vielzahl neuer Lebensräume und ökologischer Nischen, die sonst in der Agrarlandschaft rar geworden sind. So wirkt der Golfplatz wie ein Ausschnitt aus der früher typischen „Münsterländer Parklandschaft“.
Wichtige Lebensräume werden hier dargestellt, sie sind beispielhaft im Text und zur Lokalisierung in der Übersichtskarte mit Buchstaben gekennzeichnet.
Sandheide A
In historischer Zeit wurden große Teile der Flamscher Wiesen und die umgebenden Dünenzüge fast geschlossen von Heide eingenommen. Im Norden des Golfplatzes befinden sich in Waldrandlage einige von Besenheide umsäumte Wacholderbüsche, die an die ehemalige Heidelandschaft erinnern. Vor allem im Sandmünsterland mit seinen ärmeren Böden ist die Geschichte von Heide und Landwirtschaft eng verknüpft. In gemeinschaftlich genutzten Marken wurden die oberen, humusreichen Schichten des Bodens „abgeplaggt“ und als Streu in Viehställe eingebracht. Vermischt mit dem Kot wurden die „Plaggen“ als Düngerlieferant auf den „Esch“, das Ackerland aufgebracht. Dem Nährstoffeintrag auf den Äckern steht die Verarmung der Böden in den Heidegebieten gegenüber. Dort siedelten nun anspruchslose Spezialisten wie Heidekrautarten und Wacholder und nur noch Schafe fanden genügend Nahrung.
Die von Besenheide dominierten Sandheiden sind in NRW stark zurückgegangen und mittlerweile ein stark gefährdeter Biotoptyp. Auch der Wacholder, der hier einen Ersatzstandort findet, ist eine gefährdete Art.
Wacholderbüsche und Besenheide im Norden des Golfplatzes
Kettbach C
In der umgebenden Agrarflur ist der Kettbach ein größtenteils naturfern gestaltetes und teilweise sogar verrohrtes kleines Fließgewässer. Auf dem Golfplatzgelände konnten durch Renaturierungsmaßnahmen Abschnitte dieses Tieflandbaches naturnah gestaltet werden. In schwachen Mäandern fließend wird er von Uferhochstaudenfluren und Ufergehölzen begleitet. Das Bachbett weist wieder eine anspruchsvolle Wasserpflanzenvegetation auf.
Brunnenkresse
Krauses Laichkraut (längliche Blätter und
Wasserstern (sternartige Blätter)
Naturnah gestalteter Kettbach mit begleitendem Röhricht, Hochstauden und lückigem Ufergehölz
Die Brunnenkresse kann zusammen mit anderen Wasserpflanzen eine dichte Vegetation bilden. Sie ist in Fließgewässern der Agrarlandschaft eine selten gewordene Art. Auf der Abbildung rechts finden sich mit Krausen Laichkraut und Wasserstern gleich zwei gefährdete Arten. Sie besiedeln stehende bis langsam fließende, mäßig nährstoffreiche Gewässer.
Waldränder B
Der Heidestandort leitet zu den südexponierten Waldrändern des Monenbergs über. Hier können sich auf trocken-warmen und nährstoffärmeren Sandstandorten Saumgesellschaften entwickeln, die andernorts „unter den Pflug geraten“. Diese Stauden- und Grasfluren bieten einer Reihe zum Teil gefährdeter Pflanzen- und Tierarten geeigneten Lebensraum: der in Westfalen gefährdete Dünen-Sandlaufkäfer lebt räuberisch und ist als Larve und Imago auf offene, vegetationsfreie Sandstellen angewiesen.
ein üppig blühender Ginsterstrauch
Kl. Feuerfalter an Dost saugend
Dünen-Sandlaufkäfer
In den blütenreichen Partien sind Besenginster, Wilde Möhre, Wiesen-Flockenblume und Dost auffällige Pflanzen, die für eine Anzahl Blüten besuchender Insekten (Schwebfliegen, Bienen, Wespen etc.) und besonders Nektar saugender Schmetterlingsarten attraktiv sind. Hier saugt der im Münsterland nicht mehr häufig anzutreffende Kleine Feuerfalter an Dost.
Kopfbäume E
Im Südosten des Golfplatzes ist der Kettbach zu einem schwach durchströmten Gewässer erweitert. Zu Kopfbäumen geschnittene Silberweiden begleiten seinen Lauf.Aufgrund der vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten waren Kopfbäume im Münsterland über Jahrhunderte wirtschaftlich bedeutsam. Heute sind Kopfbäume kulturhistorisch bemerkenswerte Landschaftselemente, die mit steigendem Alter vielen Tierarten Lebensraum bieten. Beispielsweise brütet der Steinkauz gerne in alten höhlenreichen Kopfbäumen, wenn geeignetes Grünland zur Jagd nahegelegen ist.
Kleingewässer F
Mehr als 20 Kleingewässer wurden bei der Anlage des Golfplatzes neu ausgeschoben. Sie stellen im Vergleich zum landwirtschaftlich genutzten und ausgeräumten Umfeld eine enorme ökologische Bereicherung dar.
Die Gewässer mit Grundwasseranschluß weisen zumeist ein sandig-feinkiesiges Substrat auf und fallen zum Teil im Sommer trocken. Je nach Alter und Pflege der Kleingewässer weisen sie eine unterschiedliche Vegetation auf. An frisch ausgebaggerten Gewässern bieten nährstoffarme Rohbodenstandorte Pionierarten Lebensraum. Danach stellen sich sukzessive Uferhochstaudenfluren und Röhrichtpflanzen ein und Weidengebüsche kommen auf. Werden die Gehölze und Pflanzen in der amphibischen Zone nicht zurückgeschnitten, setzt ein natürlicher Verlandungsprozess ein.
junger Zwergtaucher
Gelb-Segge
Plattbauch-Libelle
Die kleine Borstige-Moorbinse und die Gelb-Segge besiedeln vor allem offene, wenig nährstoffreiche Ufer- und Wechselwasserzonen, wie hier die Rohböden frisch entstandener Gewässer. Beide Arten sind in Westfalen selten geworden. An den jungen Gewässern des Golfplatzes lebt auch die Plattbauch-Libelle. Sie bevorzugt kleine, vegetationsarme Gewässer. Der Zwergtaucher brütet regelmäßig an vegetationsreichen Kleingewässern des Golfplatzgeländes.
relativ junges, flach ausgeschobenes Kleingewässer mit spärlicher Ufervegetation; der sandige Rohboden ist typischer Wuchsort der unauffälligen Borstigen Moorbinse
Uferhochstauden G
In regelmäßig freigehaltenen Uferbereichen können sich artenreiche Uferhochstaudenfluren etablieren. Diese sind oft auffällige Blühstreifen mit attraktiven, für blütenbesuchende Insekten wertvollen Pflanzen wie Mädesüß, Blutweiderich, Sumpfschafgrabe oder Echtem Baldrian. Hier können auch Süß- und Sauergräser auftreten, die für die selten gewordenen Feuchtwiesen typisch sind.
Blutweiderich mit Kleinem Fuchs (rechts) und Distelfalter
die selten gewordene Sumpfschafgarbe
das aromatische Mädesüß
Blutweiderich mit kleinem Fuchs
Amphibien H
Auf dem Gebiet des Golfplatzes kann man mit Erdkröte, Grasfrosch und Wasserfrosch immerhin drei Amphibienarten finden. Landesweit sind die Populationen vieler Frosch- und Schwanzlurche gefährdet, da durch den Flächenverbrauch von Landwirtschaft, Siedlung und Verkehr ihre Reproduktionsgewässer zusehends aus der Landschaft verschwunden sind. Hinzu kommen als Gefährdungsursachen die Zerschneidung von Wanderwegen zwischen Sommer- und Winterquartier und die Isolation einzelner Populationen. Die neu angelegten Kleingewässer des Golfplatzes wirken diesem Trend entgegen, indem sie lokal wieder ein dichtes Netz unterschiedlicher Laichgewässer bereitstellen.
Wasserfrosch
Grasfrosch
Verlandungszonen I und J
Je nach Wasserführung, Nährstoffgehalt und Substrat bilden verschiedene Pflanzen den Verlandungsgürtel um die Kleingewässer. Das Bild unten zeigt den typischen, gestuften Aufbau vom trockengefallenen, schlammigen Gewässergrund über kleinwüchsige Binsenfluren zu einem höherem Bestand aus Wasserminze und der gefährdeten Schnabelsegge. Ein kleiner Schilfbestand liegt noch vor den eindringenden, schon mehrere Meter hohen Weiden- und Erlengebüschen.
Blüte der Schwertlilie mit ihrem Nahrungsgast, dem Schwertrüsselkäfer
eher klein und unauffällig ist der gefährdete Sumpfquendel
Röhricht aus dem markanten Rohrkolben und der kleinwüchsigen Sumpfbinse
Rohrammer, typischer Brutvogel in Röhrichten
Altgrasinseln und Säume K
Die Kettbachniederung wurde früher als (Feucht-)Grünland genutzt. Mit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft ist dieses fast vollständig der intensiven Ackernutzung gewichen. Die Altgrasinseln und Säume des Golfplatzes stellen einen geeigneten Ersatzlebensraum für viele Grünlandarten dar, die dort zusätzlich von der nur extensiven Nutzung profitieren.
Grassaum mit vielen Blütenpflanzen wie Echtem Leinkraut, Dost, Malve
das Große Heupferd lebt vor allem in Säumen und Hochstaudenfluren
der im Kreis COE seltene Kleine Heufalter lebt in trockenen bis mäßig feuchten
Graslandbiotopen
Mit Meisennistkästen die natürlichen Fressfeinde der Eichenprozessionsspinner stärken.
Text & FotosStefan Kauwling, Münster
Heiko Heise, Münster: Zwergtaucher, Rohrammer
Bearbeitung/Redaktion:
Naturschutzzentrum Kreis Coesfeld e.V.,
Borkener Strasse 13, 48653 Coesfeld.
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Stand Oktober 2010